Lehrstellen-Ticker (Lehrbeginn 2025)

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Interview mit Marcel Ehrler, BWS Chur

Facts

Name / Betrieb
Marcel Ehrler, BWS Chur
Bezeichnung
Brückenangebot

lehre-gr.ch durfte mit Marcel Ehrler, Lehrer an der BWS Chur, ein span­nendes Inter­view zum Thema Brücken­jahr führen.

Was macht ein Brücken­jahr für die Jugend­li­chen so wert­voll, was sind die Vorteile im Hinblick auf den Berufs­ein­stieg?
Die BWS ist keine erfolgs­aus­ge­rich­tete Schule. Der Lehr­plan erlaubt es uns, indi­vi­duell auf die Jugend­li­chen einzu­gehen, sie dort abzu­holen, wo sie sind und da hinzuführen, wo sie hin wollen. Das bietet grosse Möglich­keiten. Wir haben Wahl-Pflichtfächer, die berufs­s­pe­zi­fisch vertieft werden (z.B. Spra­chen für den kaufmännischen Bereich, Wissen­schaft für das Berufs­feld Gesund­heit). Damit können wir optimal Weichen stellen. Ausserdem haben wir ein neues Klas­sen­set­ting, bei uns sind Schüler:innen aus dem ganzen Kanton. Bei Schul­be­ginn sind alle wie ein weisses Blatt Papier, können alte Rollen ablegen und neue finden. Das birgt grosse Chancen. Hier haben wir Zeit, konkret Bewer­bungen und Vorstel­lungs­gespräche 1:1 zu trai­nieren. Wir machen Betriebs­be­sich­ti­gungen und bieten das ganze Schul­jahr hindurch die Möglich­keit, soviel Schnup­pern zu gehen, wie man will. Zudem sind die Jugend­li­chen nach Abschluss des Brücken­jahres wieder ein Jahr reifer, was von den Lehr­be­trieben sehr geschätzt wird.

Wie genau bereitet ihr die Jugend­li­chen auf Bewer­bungen, Vorstel­lungs­gespräche vor?
Wir bieten den Jugend­li­chen 1:1 Trai­nings im gesamten Bewer­bungs­pro­zess. Wir besich­tigen Lehr­be­triebe, die zum Teil auch eigene Bewer­bungs­trai­nings anbieten. Das ist ein wert­voller Input, da die Schüler:innen so aus der Sicht des Lehr­be­triebes die Go's und No go's in Sachen Bewer­bung und Vorstel­lungs­gespräch erfahren. Mit diesem soge­nannten «4-Augen-Modell» decken wir alle Punkte eines Bewer­bungs­pro­zesses ab und bereiten die Jugend­li­chen so optimal vor.

Das Schnup­pern wird bei euch ja sehr gefördert. Ist es schwierig, immer für alle Schnup­per­lehren zu bekommen?
Tatsächlich ist es nicht immer einfach, ganzwöchige Schnup­per­lehren zu fix vorge­ge­benen Zeiträumen zu bekommen. Im hand­werk­li­chen Bereich geht das noch gut, im kaufmännischen und gesund­heit­li­chen sind oft von Seiten der Betriebe nur 1 bis max. 3 Tage möglich. In diesen Fällen suchen unsere Schüler:innen eine Schnup­per­lehre in 2 Betrieben, um die Schnup­per­woche zu füllen. Diese Schnup­per­wo­chen sind gerade auch für uns Lehr­per­sonen wichtig, um die Jugend­li­chen da im jewei­ligen Lehr­be­trieb zu besu­chen und sie einmal in einem anderen Umfeld zu erleben. Um jeden einzelnen gut einschätzen zu können, würde uns ohne das ein Puzzle-Teil fehlen.

Durch die verschie­denen Projekte und Aktivitäten fördert ihr den Zusam­men­halt und Team­geist unter den Jugend­li­chen. Welche posi­tiven Auswir­kungen hat das auf den Einstieg in die Berufs­welt?
Der Haupt­punkt ist hier: erst wenn Jugend­liche und auch Erwach­sene sich wohlfühlen und akzep­tiert werden, lernen und arbeiten sie auf einem guten Niveau. Deshalb geht es bei uns gerade in den ersten 2 Schul­wo­chen vorwie­gend darum, durch verschie­dene Events und gemein­same Aktivitäten heraus­zu­finden, wer wie ist und alle zusam­menzuführen. Das ist für uns die Grund­lage für Schnup­per­lehren und das ganze Schul­jahr. Wenn man sich wohl fühlt, ist man zu Top-Leis­tungen fähig – wenn man sich nicht wohl fühlt, ist man blockiert.

Dein erklärtes Ziel ist es, dass kein Jugend­li­cher die BWS absch­liesst, ohne eine Lehr­stelle im Sack zu haben. Wie gelingt dir das?
Ganz wichtig ist mein endloser Opti­mismus und ein extremes Vertrauen in meine Schüler:innen – wenn sie es wollen, errei­chen sie es auch. Man muss auch Geduld haben. Meine Zusatz­aus­bil­dung als Lern­coach hilft dabei, die Jugend­li­chen ganz eng zu begleiten und aus jedem die bestmöglichen Fähigkeiten heraus­zu­lo­cken und die rich­tige Anschlusslösung zu finden. Oft bleibe ich hartnäckig und versuche, die Jugend­li­chen mit persönlichem Enga­ge­ment und Freund­lich­keit zu moti­vieren und mit gutem Beispiel voran­zu­gehen.

Und natürlich hilft uns dabei auch die Lehr­stel­len­platt­form lehre-gr.ch.

Das Brücken­jahr ist kein verlo­renes Jahr – es birgt viele Chancen und bietet Zeit zu wachsen.

Video Schüler der BWS Chur

Video Marcel Ehrler, Lehrer an der BWS Chur